
In Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen und vermissten Soldaten wurde im Jahr 1920 der Soldaten- und Veteranenverein Schmähingen gegründet. Noch heute gedenken wir am Volkstrauertag unseren gefallenen und vermissten Kameraden in der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung in der Welt.

Rudolf Rösch – 1. Vorstand

Aus der Geschichte des Soldaten- und Veteranenvereins Schmähingen
Die Gründung des Soldaten- und Veteranenvereins Schmähingen im Jahre 1920 erfolgte in Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen und vermissten jungen Männer aus Schmähingen. Im Gemeinderatsprotokoll vom 5. Oktober 1920 heißt es dazu wörtlich:
»Den heimgekehrten Kriegern als Ehrung zur Gründung eines Veteranen- und Kriegervereins einen Zuschuss von 4000 M aus der Gemeindekasse zu leisten.« Die Gemeinde unterstützte also die Gründung des Vereins durch einen finanziellen Zuschuss.
Die Namen der nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrten Männer finden sich heute auf dem 1953 errichteten Kriegerdenkmal.
1914: Wilhelm Wiedemann (vermisst); 1915: Georg Wiedemann, Johann Wiedemann, Johann Kühn (vermisst), Friedrich Schröppel, Heinrich Deixler, Johann Link; 1916: Georg Beck, Johann Beck, Michael Deixler, Adam Burger, Mathias Schröppel; 1917: Karl Wiedemann, Johann Burger; 1918: Friedrich Denteler, Friedrich Hönnig, Mathias Ackermann.
Hinzuzufügen ist, dass auch der 2. Weltkrieg in Schmähingen seinen Tribut gefordert hat. 18 Männer waren hier zu betrauern, 13 waren gefallen, 5 galten als vermisst. So enthält das Schmähinger Kriegerdenkmal heute die Namen von 38 Männern, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben.
Leider sind die frühen Dokumente, die nähere Erkenntnisse über die Gründung des Schmähinger Vereins im Jahre 1920 geben würden, nicht erhalten. Aber ein paar Bausteine gibt es doch, die dem heutigen Leser die frühe Zeit des Vereins nahebringen können. Dazu zählt der schon genannte Eintrag im Gemeinderatsprotokoll. Bekannt sind auch die Männer der ersten Stunde. Den Gründungsvorstand bildeten Johann Wiedemann, Landwirt auf Hausnummer 25, sowie sein Stellvertreter Johannes Deixler, ebenfalls Landwirt und Gemeinderat auf Hausnummer 20. Schriftführer wurde der Büttner Balthasar Ackermann auf Hausnummer 33 und Beisitzer Kaspar Denteler, Landwirt auf Hausnummer 52 b. Bekannt ist auch, dass noch im Gründungsjahr eine Fahne angeschafft wurde und die Fahnenweihe im Gasthaus zum Goldenen Kreuz stattfand. Über eine Haussammlung konnten die Kosten für die Anschaffung dieser Fahne aufgebracht werden. 85 Gemeindebürger hatten mit ihrer Spende dazu beigetragen. Und nicht zuletzt ist eine schöne Fotografie erhalten, auf der die Mitglieder des noch jungen Vereins zusammen mit den Festdamen bei der Fahnenweihe zu sehen sind.
Wie müssen wir uns Schmähingen in dieser Zeit vorstellen? Wie groß war das Dorf, wieviel Menschen lebten hier? Werfen wir dazu einen Blick in das Einwohnerbuch für Nördlingen des Jahres 1926. Demnach zählte die Landgemeinde Schmähingen in diesem Jahr 67 Haushalte und 275 Einwohner. Davon waren 273 protestantisch, einer war Katholik und ein weiterer wurde als »sonstig« bezeichnet. Die Gemeindefläche umfasste 518,85 Hektar.
Das Gemeinderatsprotokoll nennt die Namen der Gemeinderatsmitglieder im Gründungsjahr des Vereins. 1. Bürgermeister war der Landwirt Friedrich Wick, Hausnr. 50, Kaspar Deizer, Hausnr. 15, war sein Stellvertreter; Deizer sollte nach dem Tod Wicks das Amt des 1. Bürgermeisters übernehmen. Als Gemeinderäte werden genannt: Kaspar Deixler, Adam Hoffmann, Georg Kühn, Kaspar Vogelgsang, Georg Strauß, Adam Wurm und Georg Denteler. Das Amt des Kirchenpflegers hatte in diesen Jahren Adam Hoffmann inne, Gemeindediener war Heinrich Beck. Die »Gemeindliche öffentliche Sprechstelle«, also der
Telefonanschluss, war bei Gastwirt Adam Wurm auf Hausnr. 1, der selbst als Gemeinderat fungierte. Der Soldaten- und Veteranenverein konnte in den 1920er und 1930er Jahren durchaus Impulse für das Dorfleben geben. Weihnachtsfeiern mit Christbaumverlosung
und Filmabende wurden zu gut besuchten Veranstaltungen. Hinzu kam die Teilnahme an Festen anderer Kriegervereine. So war es selbstverständlich, dass man am 4. Juni 1937 mit 18 Mann an der 100-Jahr-Feier der Kriegerkameradschaft Nördlingen teilnahm.
Ab 1934 hatte die nationalsozialistische Gleichschaltung auch die Kriegervereine erfasst, die dann 1938 zwangsweise in den NS-Reichskriegerbund eingegliedert wurden. Mit dem sog. Kontrollratsgesetz Nr. 2 (Auflösung und Liquidierung der Naziorganisationen) vom 10. Oktober 1945 wurde unter anderem auch der NS-Reichskriegerbund für ungesetzlich erklärt. Erst zu Beginn der 1950er Jahre wurden Soldatenverbände wieder möglich. Nun entstanden nicht nur wieder einzelne Ortsvereine als Traditionsvereine, sondern es gab auch Neugründungen.
Unter dem Vorsitz von Adam Wurm lebte der Schmähinger Verein 1952 wieder auf. Förderung von Totengedenken, Kameradschaft und Geselligkeit – das waren nun die geistigen Pfeiler des Vereins. Hinzu kamen später der Gedanke der Denkmalpflege, der
Pflege des Brauchtums und der Gedanke der Völkerverständigung und der Friedenswahrung. Der Mitgliedsbeitrag in diesen frühen Jahren war sehr moderat: 1952 betrug er 50 Pfennig, 1953 wurde er auf 1 Mark erhöht. Für die Anschaffung eines Trauerbandes kam dadurch natürlich zu wenig in die Kasse, so dass die Kosten hierfür mit Hilfe einer Haussammlung beglichen werden mussten.
1953 erfolgte die Errichtung des Kriegerdenkmals im Friedhof, das heute im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag steht. Drei Jahre später, 1956, schuf der Verein einen Böller an, der anlässlich der Beerdigungen von Vereinskameraden und am
Volkstrauertag zum Einsatz kommen sollte. Ende der 1960er Jahre wurde dieser Brauch eingestellt.Der Verein beteiligte sich auch weiterhin aktiv am Gemeindeleben. Zwischen 1962 und 1970 veranstaltete er sogar einmal im Jahr eine Tanzveranstaltung im Saal des Gasthauses Hubel.
An der 50-Jahr-Feier im Jahr 1970 bestand dagegen wenig Interesse, wie das Protokollbuch mit Eintrag vom 18. Januar 1970 vermerkt. Vorstand Friedrich Lang musste das so zur Kenntnis nehmen. 10 Jahre später, 1980, schied er aus Alters- und Gesundheitsgründen aus. Seinem Nachfolger Karl Ulrich war es ein Anliegen, den zahlenmäßig auf 18 Mitglieder stark geschrumpften Verein wieder zu beleben.
So warb er verstärkt um ehemalige Bundeswehrsoldaten. Ulrich hatte Erfolg – die Mitgliederzahl stieg wieder an. Dazu beigetragen haben sicher auch die damaligen Aktivitäten. 1981 wurde nicht nur die wertvolle historische Vereinsfahne grundlegend restauriert, man unternahm Ausflüge und pflegte verstärkt die Geselligkeit. So fuhr man 1981 nach Kelheim und zum Donaudurchbruch, im darauffolgenden Jahr besichtigte man das Atomkraftwerk in Gundremmingen. Ein Grillabend am 14. August 1993 bei der Otto-Rehlen-Hütte auf dem Albuch war ebenso ein voller Erfolg wie die Ausflüge im neuen Jahrtausend. 2001 stand eine Schlauchbootfahrt auf der Isar auf dem Programm, im Mai 2008 fuhr man sogar bis nach Hamburg und besuchte dort ein Musical, 2009 besichtigte man die Brauerei in Oettingen. Und nicht zuletzt gehört die Teilnahme am Historischen Stadtmauerfest in Nördlingen zum kulturellen Muss des Vereins. Darauf legt der 1. Vorsitzende, Rudolf Rösch, besonderen Wert.
Quellen:
Protokollbuch des Gemeindeausschusses Schmähingen
1916-1923; Einwohnerbuch für Nördlingen u.a.
Orte, 1926; Protokoll- und Kassenbuch des Vereins;
Gesammelte Vereinsunterlagen in einem Leitzordner,
Festschrift Schmähinger Festwoche 1995.

Dr. Wilfried Sponsel
Stadtarchivar Nördlingen