Der Ursprung der „Schmähinger Schnokaspritzer“
Der Ursprung des liebevoll-spöttischen Spitznamens „Schnokaspritzer“ reicht weit zurück und wird gerne in Ver-bindung mit einem kuriosen Ereignis im Jahr 1895 gebracht.
Damals, an einem heißen Sommertag, wurde in Schmähingen gefeiert – es war Hochzeit, und das ganze Dorf war auf den Beinen. Plötzlich bemerkten die Gäste seltsamen dunklen „Rauch“, der aus den Schallöffnungen des Kirchturms quoll. In heller Aufregung wurde rasch gehandelt: Die Dorfwehr griff beherzt zum Spritzenschlauch und begann, den vermeintli-chen Brand zu bekämpfen. Gleichzeitig schickte man einen Boten nach Nördlingen, um Verstärkung anzufordern.Doch ehe die Unterstützung aus der Stadt eintraf, war der „Brand“ schon gelöscht – oder besser gesagt: wegge-waschen. Denn wie sich bald herausstellte, handelte es sich nicht um Rauch, sondern um eine riesige Schwade von Mücken oder ähnlichem Fluggetier, das im Turm genistet hatte und durch die Hitze aufgescheucht wurde.
Durch den beherzten Einsatz der Schmähinger Wehr fielen zahllose dieser Insekten dem Wasserstrahl zum Opfer – und so war der Spitzname geboren: „Schnokaspritzer“ oder „Schnokalöscher“, ganz im Zeichen dieser unvergess-lichen Aktion.
Ein Stück Dorfgeschichte, das mit einem Augenzwinkern bis heute weitergetragen wird.
Die damalige Presse schrieb:
Anzeiger vom Oberland – Montag, 26.08.1895
Vermeintlicher Brand durch Schnaken ausgelöst Nördlingen, 21. August 1895. Eine kuriose Begebenheit macht derzeit in der Region die Runde: Im Pfarrdorf Schmähingen, rund eine Stunde von hier entfernt, wurden gestern Vormittag zwischen 9 und 10 Uhr dichte Schwärme von Schnaken rund um den oberen Bereich des Kirchturms gesichtet. Ei-nige Einwohner hielten die dunklen Schwaden für Rauch, der aus dem Dach des Turms aufstieg, und schlugen sofort Alarm. Die örtliche Feuerwehr rückte mit ihren Löschgerä-ten an und stellte sich rund um das Gebäude auf, um den vermeintlichen Brandherd zu überprüfen.
Da man sich über das Aus-maß der Lage unsicher war, wurde schließlich ein Bote nach Nördlingen entsandt, um dort vier erfahrene Feuer-wehrleute zur Unterstützung zu holen. Gegen 10 Uhr traf der erschöpfte Feuerreiter in der Stadt ein. Kurz darauf wurde vom Turm aus das Signal für einen auswärtigen Brand gegeben, woraufhin eine Einheit der Nördlinger Feuerwehr mit Löschwagen zum Ort des Geschehens eilte.
Zur gleichen Zeit machte sich ein Schornsteinfeger, der ge-rade in Hürnheim arbeitete, aufgrund des Lärms auf den Weg nach Schmähingen und stieg auf den Kirchturm. Er erklärte den Umstehenden, dass kein Feuer zu erkennen sei – lediglich eine ungewöhnlich große Zahl an In-sekten habe den Turm um-schwärmt. Doch die versam-melten Dorfbewohner waren nicht überzeugt und hielten weiterhin daran fest: „Unser Turm brennt doch!“
Erst als neben der Nördlinger Feuerwehr auch weitere Wehren aus der Umgebung eintrafen und den Turm gründlich untersuchten, wur-de allen klar: Kein einziger Brandherd war auszumachen. Mit viel Geduld und Überzeu-gungskraft gelang es den Einsatzkräften schließlich, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren – verursacht von einem Schwarm harmloser Schnaken.
Gaisburger Zeitung – Mittwoch, 04.09.1895
„Unser Turm brennt doch!“ – Aufregung um Insekten-schwarm in Schmähingen Aus dem Ries. Im bayerischen Pfarrdorf Schmähingen, etwa eine Stunde von Nördlingen entfernt, versetzte ein unge-wöhnlicher Vorfall am Vor-mittag des 20. August die Einwohner in Aufregung. Zwischen 9 und 10 Uhr kreis-ten große Schwärme von Schnaken um den oberen Teil des Kirchturms. Einige Dorf-bewohner deuteten das dunkle Flimmern am Himmel als Rauch und schlugen so-fort Feueralarm.
Die Ortsfeuerwehr wurde verständigt und rückte aus, um dem Verdacht nachzugehen. Um sicherzugehen, schickte man zudem den Feuerreiter nach Nördlingen, um dort vier erfahrene Feuerwehr-männer – sogenannte „beherzte Steiger“ – zu holen. Eine Löschabteilung aus Nördlingen brach umgehend mit der Spritze zum ver-meintlichen Brandherd auf.
Ein Schornsteinfeger, der sich zu dieser Zeit im nahegelege-nen Hürnheim aufhielt, eilte nach Schmähingen, bestieg den Turm und versicherte den Anwesenden, dass kein Feuer zu sehen sei – es hand-le sich lediglich um zahllose Insekten, die in der Luft kreis-ten. Doch trotz seiner Aussa-ge blieb die Überzeugung in der Menge bestehen: „Unser Turm brennt doch!“
Als schließlich auch die Nördlinger und weitere benachbarte Feuerwehren eintrafen, wurde der Turm von oben bis unten untersucht. Dabei konnte keinerlei Feuer festgestellt werden. Erst durch das gemeinsame Zureden der Feuerwehrleute ließen sich die Dorfbewohner davon überzeugen, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren – ausgelöst durch einen harmlosen, aber sehr dichten Schwarm Schnaken.
Quelle: Festschrift 150 Jahre FFW Schmähingen